Auf Gleis 23 im Dürener Bahnhof könnte es bald wieder geradeaus gehen: Wenn der Rhein-Ruhr-Express anrollt, will die Bahn die in Richtung Aachen fehlende Weiche wieder einbauen. Die Züge der Rurtalbahn nach Linnich würden dann auf Gleis 19 ausweichen.
Kreis Düren. Die Verantwortlichen feiern es als Meilenstein: Wenn ab 2019 der Rhein-Ruhr-Express (RRX) Fahrt aufnehmen wird, dann müssen Bahn und Verkehrsverbünde zuvor kräftig investieren. Mehr als 300 Millionen Euro sollen ausgegeben werden, um den öffentlichen Personenverkehr attraktiver zu machen – davon werden auch die Bahnhöfe in Düren und Langerwehe profitieren. Unabhängig davon ist eine weitere wichtige Entscheidung gefallen: Es wird ein zusätzliches Überholgleis geben – die Nordüberholung.
Der RRX soll künftig zwischen Köln und Dortmund im 15-Minuten-Takt pendeln – auf festgelegten Strecken. Über diverse sogenannte „Außenäste“ soll ganz NRW an den RRX angeschlossen werden – also auch über die Verbindung Aachen-Köln. So wird der RRX dann auch künftig den Regionalexpress ersetzen. Wie Ute Reuschenberg vom Verkehrsverbund Nahverkehr Rheinland (NVR) betont, sollen auf den Strecken moderne und komfortablere Fahrzeuge eingesetzt werden. „Die Fahrzeuge bieten nicht nur mehr Komfort, sondern sind dann barrierefrei zu erreichen und bieten auch mehr Platz. Zudem ist eine stärkere Taktung vorgesehen.“ Die dürfte sich aber auf die Verbindung Aachen-Köln eher nicht auswirken. Wenn zum Sommer-Fahrplanwechsel 2020 der RRX ab Aachen fahren soll, geht man beim NVR zunächst weiter von einer stündlichen Fahrweise aus.
Profitieren sollen die Kunden auf der Strecke aber nicht nur vom Komfort der neuen Züge, sondern auch von einem einheitlichen Standard. Ute Reuschenberg: „Es wird ein einheitliches Gestaltungsbild geben. Das betrifft zum Beispiel Standards wie entsprechende Sitzbänke oder die Fahrgastinformation.“ Für die Bahnhöfe in Düren und Langerwehe soll die entsprechende Planung jetzt zügig anlaufen und bis 2019 umgesetzt werden. Auffälligste Maßnahme: Am Bahnhof Langerwehe muss das Gleis 4 verlängert werden – damit wäre es dann auch ICE-tauglich. Düren besitzt hingegen schon ein ICE-taugliches Gleis, wenn auch kein ICE mehr in Düren hält.
Änderungen soll es künftig bei der Streckenführung geben. Der RE 1 fährt derzeit bis nach Paderborn. Wer also ab Langerwehe oder Düren in den Zug steigt, kann bis Dortmund, Hamm oder gar Paderborn bequem durchfahren, ohne den Zug zu wechseln. Der RRX 1 hingegen wird von Dortmund aus nach Münster abbiegen. Die jahrzehntealte Direktverbindung zwischen Düren und Hamm wäre damit gekappt. Ganz unabhängig von der Planung für den Rhein-Ruhr-Express läuft nach Auskunft der NVR noch ein anderes Projekt an. „Die Nordüberholung wird kommen. Die Planungsarbeiten sind inzwischen angelaufen“, versichert Holger Klein vom Verkehrsverbund NVR. Die Überholspur würde wie früher über das Gleis 23 fahren. Vor Jahren hatte die DB dort allerdings eine Weiche entfernt, die nun wieder eingebaut werden muss. Bisher hatte die Bahn selbst einen entsprechenden Gerichtsbeschluss, die Weiche wieder herzustellen, ignoriert. „Die DB will grundsätzlich den Fernverkehr stärken“, betont Holger Klein, deswegen müsse auch das Überholgleis her. Ein entsprechender Förderantrag sei bereits eingereicht, auch Planfeststellungsverfahren seien bereits angelaufen. Gelder stehen allerdings nach Auskunft von Holger Klein noch nicht bereit. Neben dem Einbau der Weiche muss die Strecke unter anderem auch noch elektrifiziert werden.
Das von Klein erwähnte Planfeststellungsverfahren dürfte sich eher auf den Bereich Nordbahnhof und die Trennung des Schienennetzes beziehen. Seit Jahren verhandelt die Rurtalbahn mit der DB Netz AG über die Abtretung des nördlichen Bahnhofsbereiches – ein mehr als kompliziertes Verfahren. So würde die Beteiligungsgesellschaft des Kreises das Gelände übernehmen und an die Rurtalbahn verpachten, während die wiederum der Bahn zumindest das Gleis 23 als Nordüberholung zur Verfügung stellen müsste. Selbst würde die Rurtalbahn dann künftig das Gleis 19 nutzen. Auch der Bau der Nordtangente, also die B 399n, ist von diesem Verfahren abhängig. Die Straße, die seit über 30 Jahren in der Planung ist, soll in Höhe der Eisenbahnstraße auf die B 56 stoßen und teilweise über das Gelände des Nordbahnhofs geführt werden.
Wann hier mit einer Unterschrift unter dem Vertrag zu rechnen ist, bleibt unklar. Kommunikation gehört nicht unbedingt zur Stärke der beiden Unternehmen. „Alle Beteiligten arbeiten intensiv am Abschluss des Kaufvertrags. In 2015 konnten bereits wesentliche offene Punkte abgestimmt werden“, teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn lediglich mit. Bei der Rurtalbahn schweigt man lieber gleich ganz.
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